Werte wirksam in die Welt bringen – syntaktische Impulse für eine ganzheitliche Transformationsgestaltung

New Work, Arbeitswelt 4.0, Purpose, Evolutionäre Organisationen, Sinnorientierung, Selbstorganisation, Agilität – diese und weitere Schlagworte prägen mehr und mehr den Diskurs in Management und Führung sowie der Beratung von Organisationen.
Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle, Fachkräftemangel, die Bedürfnisse neuer Generationen sowie politische wie gesellschaftliche Themen führen dazu, dass Organisationen und Führungskräfte, Unternehmer*innen und in ihnen arbeitende Menschen zunehmend nach neuen Formen der Gestaltung von Organisationen, der Zusammenarbeit und der Führung suchen.

Werteorientierung als Herausforderung

Bei all dem geht es um Werte und der Orientierung an Werten. Menschen wollen ihren Werten gemäss leben und arbeiten. Organisationen wollen Werte verwirklichen und erwirtschaften, um Menschen als Mitarbeitende und Kundschaft zu gewinnen. Gesellschaftliche Diskurse bewegen sich in Werte-Polaritäten.
Doch wie können Werte wirksam in die Welt gebracht werden? Werte sind ja geistiger Natur – wie können sie materialisiert werden? Und wie können die unvermeidlichen Polaritäten und Spannungsfelder zwischen verschiedensten Werten balanciert werden, so dass keine Beliebigkeit oder Opportunismus entsteht, das aber die angestrebten Werte auch nicht in Einseitigkeiten führen?

Weg von fragmentierten hin zu ganzheitlichen Sichtweisen

Viele Organisationen, mit denen wir in unserer Beratungspraxis zu tun haben, gehen Fragestellungen nach mehr Sinnorientierung, menschengemässerer Führungskultur, agileren Arbeitsweisen und stärkerer Selbstorganisation so an, dass sie oft relativ fragmentiert und instrumentell darauf blicken. So werden z. B. agile Tools eingeführt, Führungskräfte und Mitarbeitende werden in Trainings geschickt, um neue Kooperationsformen zu erlernen, und vereinzelt werden Organisationsmodelle wie Holacracy oder Soziokratie eingeführt, von denen sich das Management innovative Impulse verspricht. Diese fragmentierten Versuche führen in der Regel jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis, weil einerseits dadurch keine grundsätzliche Haltungsänderung auf Ebene der Identität des Unternehmens stattfindet, und das tendenziell instrumentelle Vorgehen eine ganzheitliche Betrachtung und Gestaltung aller Wesenselemente einer Organisation fehlt.

Syntaktisches Vorgehen ermöglicht tiefgreifende Entwicklungsprozesse

Aus unserer Überzeugung sind wirkliche Transformationen nur erfolgreich, wenn statt mikroskopisch auf einzelne Inhalte und Methoden zu blicken, das grosse Ganze makroskopisch in den Blick genommen wird. So ist es für die angestrebten Paradigmenwechsel eben notwendig, auf Wechselwirkungen zwischen technischen, sozialen und kulturellen Themen in der Entwicklung der Organisation zu blicken, eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Unternehmens herzustellen und die Entwicklungen im Aussen mit jenen im Innen zu verknüpfen. Und es ist wichtig, die damit zusammenhängenden Wertefragen so zu betrachten, dass ein Bewusstsein für die notwendigen Balancierungen entsteht, statt von Übertreibungen bisheriger Werte in Übertreibungen neuer Werte zu geraten.

Durch die Verwendung von Formaten und Modellen, die auf die grundsätzlichen Strukturen von Systemen und Fragestellungen blicken, ermöglichen wir Menschen und Organisationen einen ganzheitlichen Blick, um ihre inhaltlichen Fragestellungen und Anliegen zu sortieren, und geben ihnen Orientierungshilfen im Dickicht ihrer komplexen Themen. Dieses Vorgehen nennen wir syntaktisch (im Gegensatz zum mikroskopischen semantischen Fokus - siehe auch die Interviewreihe mit Matthias Varga von Kibéd auf unserem youtube-Kanal).

Wie das ganz konkret geschehen kann, haben wir am 25.10.2021 – Julia Andersch, Edoardo Ghidelli, Oliver Martin und Suzanne Ruf – an der gut besuchten Eröffnungsfeier des Anfang 2021 gegründeten Trigon-Büros in Luzern in kurzen Impulsen aufgezeigt (hier finden Sie die Präsentation der Eröffnungsfeier mit den Folien der einzelnen Vorträge und Impressionen von der Eröffnungsfeier).

Julia Andersch hat in ihrem Vortrag „Veränderungsthemen systemischer sortieren mit dem 15-Felder-Schema“ anhand der Fragestellung nach mehr Sinnorientierung dargestellt, wie wichtig es ist, die Zukunftsvorstellungen einer Organisation mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart zu verknüpfen und stimmige Verbindungen von Entwicklungen im Inneren der Organisation herzustellen, mit dem was von aussen auf die Organisation einwirkt.

Edoardo Ghidelli hat sich aufgrund einer Befragung von Unternehmen über die Gestaltung hybrider Arbeitswelten nach dem ersten Lockdown in seinem Impuls „Syntaktische Verwendung des Systemkonzepts“ damit auseinandergesetzt, wie ein Blick auf die 7 Wesenselemente einer Organisation es ermöglicht, ganzheitliche Lösungen zu finden.

Suzanne Ruf ist in ihrem Referat Wertegestaltung mit der U-Prozedur” darauf eingegangen, wie die Einführung von mehr Selbstorganisation in Unternehmen eben keine primär technisch-instrumentelle oder vor allem psychosoziale Frage ist, sondern vielmehr tiefe kulturelle Muster berührt, und hat dargelegt, wie über die U-Prozedur nachhaltige Entwicklungen begünstigt werden können.

Oliver Martin hat sich dem Thema „Werte balancieren mit dem Werte- und Entwicklungsquadrat“ angenommen und dabei klar gemacht, dass Werte wie Konfliktfähigkeit, Selbstorganisation, menschengemässe Führungskultur oder Agilität das Ergebnis einer dynamischen Balancierung von Werten sind und keine Werte an sich, was eine Auseinandersetzung mit den Wertepolaritäten notwendig macht.

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